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Hubert Klocker


Matta Wagnest ist eine »wortgewaltige« Künstlerin, die in ihrer künstlerischen Entwicklung einen radikalen Selbstfindungsprozess, eine vermutlich schmerzhafte Rite de Passage im wahrsten Sinne des Wortes, durchlaufen hat. In Bezug auf ihre aktuelle Arbeit »print« spricht sie vom » Abdruck des Schmerzkörpers«, von »Schmerz.Mustern«, »national.bondage« und dass »die Welt in den Abgrund gepeitscht wird«. Zweifellos gibt sie damit einem sich momentan verdichtenden Gefühl Ausdruck und erweitert die in dieser Performance entwickelte formale Geste zu einem gesellschaftspolitischen Kommentar, zu einer engagierten politischen Auseinandersetzung über die Rolle der KünstlerInnen bzw. der Funktion und Kunst im Allgemeinen. 

Wagnest hat sich engagiert entschieden, ihre Gedanken und formalen Gesten um die Methoden kreisen zu lassen die ein potentielles Hintersichlassen des »Schmerzkörpers« ermöglichen. Damit ist sie einerseits von einem ähnlichen Impetus getrieben wie Rudolf Schwarzkogler, einem der wohl grössten Schmerzmystiker in der zeitgenössischen Kunst – es ist kein Zufall, daß ihre Aktion rund um Schwarzkoglers fünfzigstem Todestag stattfindet. Sie erweitert allerdings andererseit das Konzept des »Schmerzkörpers« in gesellschafts- und sozialpolitische Kontextualisierungen, bei ihr wird die Gruppe, die Gesellschaft, ja der Staat an sich zu einem »Schmerzkörper« mit dem umgegangen werden und gegen dessen Repression (national.bondage) man ankämpfen muss. Schwarzkogler hingegen waren konkrete politische Themen fremd, sein Blick galt im Grossen und Ganzen autotherapeutischen Ansätzen, auch wenn diese stellvertretend für allgemeine Probleme formuliert wurden. Von politischer Agitation, wie sie in der zweiten Hälfte der 1960-er Jahre vom »Institut für Direkte Kunst«, gegründet von Günter Brus und Otto Muehl, betrieben wurde, war Schwarzkogler, wie im übrigen auch sein engster Freund Hermann Nitsch, weit entfernt. 

50 Jahre ist ein halbes Jahrhundert, vieles hat sich seit den Jahren in denen der Wiener Aktionismus zu einer der wichtigsten Bewegungen in der Österreichischen Kunst geworden ist, geändert. Noch immer ist allerdings der schmerzvolle Spannungsbogen zwischen Minderwertigkeit und Grössenwahn, zwischen Depression und Euphorie, zwischen Agression und Selbstbezichtigung Teil der österreichischen Identität. 

Noch immer ist die Kunst gefordert Stellung zu nehmen, sozusagen die Faust zu ballen um einen nachhaltigen Abdruck zu hinterlassen.